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Podoljaka: Awdejewka ist gefallen – wo führt Russland den nächsten Schlag?

Auch nach dem Fall Awdejewkas erhält Russlands Militär an nahezu allen Frontabschnitten den Druck auf die ukrainischen Truppen aufrecht oder erhöht ihn noch. Damit soll Unsicherheit im Kiewer Kommando darüber erzielt werden, wo der nächste Hauptschlag erfolgen wird, erklärt Juri Podoljaka.
Autor: RT DE / Juri Podoljaka

Die ukrainischen Befehlshaber sollen damit zum Rätselraten gezwungen werden, meint der Analyst: Wird an diesem oder jenem Frontabschnitt oder jenem Brennpunkt wirklich demnächst eine ausgewachsene Offensive beginnen – oder geht es lediglich um einen Vorstoß, um Kräfte zu binden, um die ukrainischen Reserven weiter zu überdehnen?

Dieses Rätselraten erweist sich als äußerst unangenehm, denn besagte Reserven sind ohnehin schon ausgeblutet. Darauf macht der Journalist in seiner jüngsten Analyse der Gefechtslage im Ukraine-Krieg am 19. Februar 2024 aufmerksam. Und die überwältigende Überlegenheit der russischen Einheiten hinsichtlich Feuerkraft und Ausstattung kommt hier noch erschwerend hinzu:

Während Russlands Luftstreitkräfte allwöchentlich über insgesamt 500 gelenkte Gleitbomben in den Kalibern 250, 500 und 1.500 Kilogramm auf ukrainische Stellungen abwerfen, hat das Pentagon dem ukrainischen Militär nur wenige Hundert Lenkgleitbomben GLSDB [Ground-Launched Small Diameter Bomb] von nur gut 100 Kilogramm Masse aus norwegisch-US-amerikanischer Fertigung zugesichert. An Artilleriemunition mangelt es den ukrainischen Einheiten ebenfalls – ein Problem, das der russischen Armee gänzlich fremd ist. Auch Panzerfahrzeuge setzen die Ukrainer lediglich in deutlich kleinerem Maßstab ein – im Gegensatz zum russischen Militär, das durch uneingeschränkten Einsatz von Panzern und Panzerfahrzeugen für das Überleben seiner Fußtruppen sorgt.

Und schließlich sind die bravourösen Erklärungen aus Kiew, auf einen gefallenen Ukrainer würden drei bis vier Russen kommen, dermaßen unglaubwürdig geworden, dass selbst die ukrainische Öffentlichkeit beginnt, sehr unangenehme Fragen zu stellen. Podoljaka hält fest:

"In Wirklichkeit haben sich diese Erben von Goebbels, die Propagandisten des Kiewer Regimes, derart in ihren eigenen Lügen verrannt, dass selbst die Bevölkerung der Ukraine beginnt, über sie zu lachen. Nun ja, es musste ja früher oder später so kommen – denn man kann einfach nicht dauerhaft alle erfolgreich belügen."

Juri Podoljaka ist ein ukrainischer und russischer politischer Blogger und Journalist aus Sumy, dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien immer gefragter wurden. Seine Analysen beinhalten nur wenige Zahlenangaben, dafür vermittelt Podoljaka anhand von Karten ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet von Zeit zu Zeit kurzfristige Prognosen.

Podoljaka stützt sich dazu einerseits auf offen zugängliche Daten. Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits analysiert er Insiderquellen. Neben Quellen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der russischen Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies auch solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, zu denen er aufgrund alter Beziehungen aus seiner Zeit als ukrainischer Journalist noch in Kontakt steht. Um es im Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken: Juri Podoljaka ist vornehmlich ein OSINT-Analyst.

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