Meinung

Wasser marsch! Knochentrocken in die nächste Krise

Es gibt einfach zu viele Skeptiker auf der Welt. Das meint zumindest das Weltwirtschaftsforum (WEF) und hat bereits einen Plan entwickelt, wie man alle Zweifler zur Vernunft bringen kann: mit einer Wasserknappheit.
Wasser marsch! Knochentrocken in die nächste Krise© IMAGO/Martin Juen

Von Tom J. Wellbrock

Es scheint, als sei der Krisenmodus oberstes Gebot politischer Praxis geworden. Verwundern kann das nicht, denn Menschen in Angst sind leichter formbar und manipulierbar. Und über eine zu geringe Anzahl von Ereignissen, die uns als Krise in Herz und Hirn eingepflanzt werden, können wir uns nun wirklich nicht beklagen.

Doch es gibt ein Problem, das die Ergebnisse der Krisenpolitik negativ beeinflusst. Es sind die Skeptiker, die kritischen Geister, die Querdenker, die die Krisenpläne immer wieder durchkreuzen. Maßnahmen wie die Abwertung ehemals positiver Begriffe wie etwa "Querdenker" helfen nur bedingt. Und nicht wenige empfinden mittlerweile den Vorwurf, ein "Corona-Leugner" zu sein, als Auszeichnung, als "Impfskeptiker" oder "Wissenschaftsgegner" gebrandmarkt zu werden, als Kompliment. Da kann einem jede Krisenstimmung vergehen. Es braucht Lösungen!

"Haben wir es geschafft, alle Menschen auf der Welt zu impfen?"

Diese Frage stellte Prof. Mariana Mazzucato bei einer WEF-Pressekonferenz 2022. Mazzucato ist Gründungsdirektorin des UCL-Instituts (University College London) für Innovation und öffentliche Zwecke. Ihre Antwort auf die Impffrage lautete naturgemäß: "Nein." Die Epoch Times schreibt dazu:

"Bei der COVID-Impfdebatte gab es teils großen Widerstand in der Bevölkerung. Millionen Menschen in etlichen Ländern protestierten gegen die Corona-Maßnahmen der Regierungen und hegten gegenüber den Impfkampagnen Misstrauen. Auch bei der derzeitigen Debatte über den Klimawandel gibt es viele Skeptiker, nach deren Ansicht es zu keinen katastrophalen Auswirkungen kommen wird, darunter Tausende Akademiker. Wird die vermeintliche Wasserkrise nun also zum nächsten umstrittenen globalen Thema?"

Prof. Mariana Mazzucato bestätigt diese Vermutung durch folgende Aussage:

"Der Klimawandel ist etwas zu abstrakt, als dass die Menschen es verstehen könnten. Aber dass man Wasser braucht, versteht jedes Kind. Wir haben bei einigen Dingen kläglich versagt und hoffen, dass wir bei diesen anderen Themen nicht versagen."

Was liegt da näher, als den Klimawandel, in den bereits so viel Zeit und Geld investiert wurde, mit weltweiten Dürren zu kombinieren? Denn mit der Hitze ist das so eine Sache: Zum einen sind die modellierten Szenarien in weiter Ferne und erzeugen bei vielen Menschen eher wenig bis keine Angst. Zum anderen gibt es diese Spezies der Sonnenanbeter, denen es gar nicht heiß genug sein kann.

Aber wer durstig ist, hat ein Problem, da sind sich alle einig. Oder ist das zu einfach gedacht? Stehen wir womöglich wirklich vor einer großen Wasserkrise? Gut möglich, dass diese Behauptung in naher Zukunft in Stein gemeißelt sein wird und jeder, der es anders sieht, als "Wasser-Leugner" oder etwas Ähnliches abgestempelt wird.

Zu wenig Wasser?

Bemüht man die Suchmaschine seiner Wahl und sucht nach Meldungen über Wasserknappheit oder Dürre, wird man schnell fündig. Wir haben ein Wasserproblem!

Die Weltbank hat alarmierende Zahlen im Angebot. 1973 stand pro Kopf noch eine Menge von 10,6 Kubikmetern zur Verfügung. Heute seien es nur noch 5,5 Kubikmeter. Das ist eine Reduzierung um circa die Hälfte des verfügbaren Wassers. Man sollte diese Zahlen aber im Kontext betrachten. Denn 1973 betrug die Weltbevölkerung rund 3,9 Milliarden Menschen, heute sind es über 8 Milliarden. Setzt man diese Zahlen ins Verhältnis, steht sogar etwas mehr Trinkwasser zur Verfügung als 1973.

Auf der anderen Seite darf man diese Zahlen durchaus anzweifeln, denn wie viel Trinkwasser es auf der Welt gibt, ist wegen fehlender ausreichender Messungen gar nicht zu ermitteln. Die aktuellen Daten – und so fühlt man sich spontan an die Modellrechnungen während der Corona-Episode erinnert – beruhen in den meisten Fällen auf Schätzungen.

Daran wird allerdings gearbeitet. Ende 2022 nahm die Satellitenmission "Surface Water and Ocean Topography" (SWOT) ihre Arbeit auf. Via Satellit werden im Rahmen dieser Mission die Oberflächengewässer der Erde gemessen. Dadurch sollen nicht nur präzisere Angaben zur Wassermenge ermittelt, sondern auch die Zusammenhänge zwischen Wetter und Klima hergestellt werden.

Teure Tiefe

Auf der Suche nach Lösungen für ein nicht wirklich identifiziertes Problem werden bereits Lösungsansätze erarbeitet. So wird davon ausgegangen, dass es durchaus genügend Wasser gibt, nur eben ziemlich tief in der Erde. Forscher vermuten in einer Tiefe von 410 Kilometern Wasservorkommen, die deutlich höher sind als das, was alle Ozeane zusammen ergeben. Die tiefste Stelle aller Ozeane lässt sich im Marianengraben im Pazifischen Ozean entdecken. Sie beträgt gut 11 Kilometer.

Da die Ozeane aber aus Salzwasser bestehen, gehen die Überlegungen schon heute in die Richtung des Erdinneren. Es ist keine Raketenwissenschaft, wenn man befürchtet, dass die Erschließung des Wassers in derartigen Tiefen private Investoren benötigt, die dann wieder ihrerseits auch ein großes Stück vom "Wasserkuchen" abhaben wollen.

Ganz anders bewertet die Lage Dr. Gerhard Stehlik. Der mittlerweile 80-jährige Wissenschaftler, der seine Doktorarbeit in physikalischer Chemie machte und unter anderem als Sachverständiger im FDP-Bundesfachausschuss für Umweltpolitik tätig war, hat sich mit Wasser schon immer beschäftigt. Stehlik sagt, Wasser werde nicht verbraucht, sondern genutzt. Lediglich im Zusammenhang mit hochspeziellen Prozessen wie etwa der Elektrolyse könnten die Menschen Wasser überhaupt verbrauchen. Und er fährt fort:

"Was die meisten Menschen machen, ist Wasser zu nutzen oder zu verunreinigen. Zu sagen, wir hätten hier auf diesem Planeten einen Wassermangel, ist vollkommen absurd."

Für den Laien mag diese Argumentation wenig hilfreich sein, aber Stehlik weist auf etwas anderes hin, das jedem einleuchtet: Weltweit gibt es schon heute 22.000 Entsalzungsanlagen, die aus Salzwasser Trinkwasser, Betriebswasser und Süßwasser machen. Die sich aus dieser Technologie ergebenden Optionen sind faktisch grenzenlos, womit das Problem der Wasserknappheit im Grunde behoben wäre, gäbe es da nicht eine andere Schwierigkeit.

"Scotty, Energie!"

Die Frage, wie viel Energie für das Beamen benötigt wird, ist für uns irrelevant, aber es dürfte eine ganze Menge sein. Für die Entsalzung von Salzwasser wird allerdings ebenfalls viel Energie benötigt, was zu einem neuen Problem führt. Studien empfehlen zwar die Meerwasserentsalzung, doch das Ganze sollte möglichst ausschließlich mit erneuerbaren Energien realisiert werden. Joachim Went, der als Projektleiter am Fraunhofer "Institut für Solare Energiesysteme" arbeitet, meint:

"Jede Form der Meerwasserentsalzung muss zukünftig ausschließlich mit erneuerbaren Energien erfolgen, um nicht den Auswirkungen des Klimawandels mit einer Maßnahme zu begegnen, die die Erderwärmung noch weiter verstärkt."

Und so dürfte auch die Meerwasserentsalzung zu einer neuen Herausforderung werden. Schon jetzt ist klar, dass der Schwenk hin zu erneuerbarer Energie kaum zu schaffen ist, nicht nur, weil die Sonne nicht immer scheint und der Wind nicht immer weht, sondern auch, weil es nach wie vor die Schwierigkeit der Speicherung regenerativer Energie gibt. Hinzu kommt die Tatsache, dass erneuerbare Energien – etwa durch den Plan, massenhaft E-Autos an den Start zu bringen – an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, immer mehr Strom benötigt wird und – zumindest in Deutschland – fossile Energie so schnell wie möglich gänzlich abgeschafft werden soll. Zusätzlicher Energiebedarf durch die Entsalzung von Meerwasser dürfte die Lage also um einen weiteren Faktor verschlimmern.

Es ist zu befürchten, dass kurzsichtige Klimapolitik und das Wasser betreffende Maßnahmen mittelfristig aufeinandertreffen und zur Ausweitung sowohl des einen als auch des anderen Problems führen könnten.

Krisenticker

Die Vereinten Nationen stehen bereits in den Startlöchern. Im März 2023 fand in New York eine Konferenz zum Thema Wasserknappheit statt. Unterthemen waren beispielsweise die Verschmutzung von Wasser und die schlechte Verwaltung.

Wie es bei Krisen so ist, wurde auch ein Maßnahmenplan entwickelt, der insgesamt 689 "freiwillige Verpflichtungen" enthält. Kostenpunkt für die angestrebten Maßnahmen: 750 Milliarden Dollar. Deutschland brachte eine eigene Wasserstrategie mit ein.

Sieht man sich die Krisenbewältigungen der Vereinten Nationen an, packt noch die der Weltgesundheitsorganisation oben drauf und berücksichtigt die mächtige Stellung des Weltwirtschaftsforums, kann man sich vor "freiwilligen Verpflichtungen" kaum retten. Vor den nicht bewältigten Krisen allerdings auch nicht.

Wie fragte Prof. Mariana Mazzucato so schön?

"Haben wir es geschafft, alle Menschen auf der Welt zu impfen?"

Allen Menschen auf der Welt glaubhaft zu machen, dass die Wasserknappheit zu harten individuellen Einschnitten führen wird, dürfte leichter sein. Insbesondere, wenn man die Krisen so "bewältigt", wie das bisher der Fall ist.

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

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