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Christen zweiter Klasse? Sacharowa kritisiert das Schweigen der UNO zu Kiews Kirchenverfolgung

Die UNO betreibt mit ihrem Schweigen zur Verfolgung der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche eine Segregation der Gläubigen, so Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa. Unterdessen drohte ein Sprecher von Selenskijs Regierungsfraktion mit dem Einsatz Rechtsradikaler bei der Räumung des Kiewer Höhlenklosters.
Christen zweiter Klasse? Sacharowa kritisiert das Schweigen der UNO zu Kiews KirchenverfolgungQuelle: Sputnik © Pressedienst des russischen Außenministeriums

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa hat die Weigerung der UNO kommentiert, die von ukrainischen Behörden betriebene Vertreibung der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche aus dem berühmten Kiewer Höhlenkloster zu verurteilen. In ihrem am Donnerstag veröffentlichten Kommentar wandte sich Sacharowa an den offiziellen Sprecher des UN-Generalsekretärs António Guterres, Stéphane Dujarric: 

"Wenn Sie sich (auch) nach dem in mehreren Sprachen vorgetragenen direkten Appell der Mönche an die internationale Gemeinschaft nicht äußern können, Stéphane, dann sollten Sie Ihre Voreingenommenheit eingestehen und die Vereinten Nationen nicht der Lächerlichkeit preisgeben – es ist schließlich ein totaler Verlust an Qualifikation. Oder handelt es sich um das Abarbeiten eines politischen Auftrags? Regelmäßig zu behaupten, Sie wüssten nichts über die Vorgänge in der Ukraine, während Ihr Chef regelmäßig Kiew besucht (zuletzt am 8. März), bedeutet, Misstrauen in die UNO und ihren Generalsekretariat zu erzeugen."

Sacharowa erinnerte daran, dass Dujarric schon einen Tag nach dem Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame de Paris versprochen hatte, beim Wiederaufbau des stark beschädigten Weltkulturerbes zu helfen. Dabei ist, mahnt Sacharowa, das Kiewer Höhlenkloster ebenfalls durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden. Es gehe heute zudem, anders als bei dem Brand in Paris, von dem nur Sachwerte betroffen waren, um weitaus mehr:

"Heute geht es nicht einmal um die Mönche und ihr Schicksal (obwohl das nicht unwichtig ist, denn es gibt eine einfache weltliche Frage – wo sie nach der Räumung leben sollen), sondern um die Kirche als göttliche Institution."

Der Sprecher vertrete einen "segregationistischen Ansatz" und teile die Weltreligionen "nach ihrer Bedeutung" in Klassen ein: "Katholiken kann man sympathisch finden, aber die Orthodoxen sind es nicht wert, dass man reagiert." Sie wolle das zwar nicht denken, die Segregation sei aber "an allen Fronten offensichtlich", urteilte Sacharowa.

Sie kündigte abschließend an, das Thema der nicht ausgewogenen Informationsarbeit des Generalsekretariats im Informationsausschuss der UN-Generalversammlung ansprechen zu wollen.

Dujarric hatte es am Vortag abgelehnt, das Vorgehen der Behörden in Kiew zu bewerten. Er sagte:

"Wir können uns nicht zum Kiewer Höhlenkloster äußern, da wir nur über begrenzte Informationen verfügen. Es lohnt sich jedoch, daran zu erinnern, dass der UN-Generalsekretär der Ansicht ist, dass jeder Staat die wirksame Ausübung des Rechts auf Religions- und Glaubensfreiheit, einschließlich des Schutzes von Kultstätten, gewährleisten muss."

Das Kiewer Höhlenkloster (russisch Kiewo-Petscherskaja Lawra, ukrainisch Kiewo-Petscherska Lawra) war im 11. Jahrhundert gegründet worden und ist eines der wichtigsten Zentren der russischen und ostslawischen Orthodoxie. Auf dem Gelände des Klosters sind die sterblichen Überreste verehrter Heiliger und berühmter historischer Persönlichkeiten begraben. Seit 1988 befindet es sich nach zwischenzeitlicher Schließung und Enteignung während der sowjetischen Epoche im faktischen Besitz der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche, der größten Konfession des Landes. Der ukrainische Staat hat sich jedoch stets geweigert, das Eigentum am Komplex an die Orthodoxe Kirche rückzuübertragen, sodass die Nutzung des Komplexes durch Kirche und Mönche stets als Pachtverhältnis geregelt war.

Am 9. März hat die staatliche Verwaltung des Nationalreservats "Höhlenkloster von Kiew-Petschersk" dem orthodoxen Kloster die Kündigung des Pachtvertrages mitgeteilt und die Aufforderung übermittelt, die Räumlichkeiten bis zum 29. März zu räumen und zu übergeben (RT berichtete). Die Mönche haben inzwischen erklärt, dass sie der Räumungsaufforderung nicht freiwillig Folge leisten werden und sich mit einer Videoansprache an die Weltöffentlichkeit gewandt.

Der Streit um die Nutzung des Höhlenklosters findet vor dem Hintergrund eines schwelenden konfessionellen Konflikts im Land statt. Die traditionelle Ukrainisch-Orthodoxe Kirche gehört nach kanonischem Recht zum Moskauer Patriarchat, verfügt jedoch seit 1990 über weitgehende Selbstverwaltung und hat nach Beginn der russischen Intervention vor einem Jahr jede Kommunikation mit Moskau eingestellt. Dennoch diskriminieren die ukrainischen Behörden sie zugunsten einer konfessionellen Neugründung, die Ende 2018 auf Betreiben des damaligen Präsidenten Poroschenko aus der Vereinigung von zwei früheren Abspaltungen hervorging. Die Neugründung, die sich "Orthodoxe Kirche der Ukraine" nennt, wurde bislang nur von vier der je nach Deutung 14 oder 15 orthodoxen Weltkirchen anerkannt.

Es bestehen Zweifel an der kirchlich-rechtlichen Rechtmäßigkeit ihrer Gründung, da der Patriarch von Konstantinopel mit dem Gründungs- und Anerkennungsakt in den Zuständigkeitsbereich des Moskauer Patriarchats eingegriffen haben dürfte. Der Patriarch von Konstantinopel ist nach allgemeinem Verständnis kein "orthodoxer Papst", sondern lediglich "primus inter pares" (Erster unter Gleichen). Nach vorwiegender kirchenrechtlicher Auffassung hat er deshalb kein Recht, sich in die Angelegenheiten anderer orthodoxer Patriarchate und der diesen traditionell zugehörigen Territorien einzumischen.

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij hat inzwischen zweimal angekündigt, die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche aus dem Land vertreiben zu wollen. Unterdessen hat der Vorsitzende von Selenskijs Regierungsfraktion im ukrainischen Parlament Nikita Poturajew mit dem Einsatz von radikaler Nationalisten bei der Räumung des Höhlenklosters gedroht. Am 29. März würden "Vertreter der patriotischen Öffentlichkeit" vor Ort erscheinen und dafür sorgen, dass das Kloster geräumt werde, schrieb er am Dienstag auf Telegram.

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