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Weitere Ungereimtheiten im "Correctiv"-Skandal: Warum gab es eine szenische Theateraufführung?

Am 10. Januar veröffentlichte das "Correctiv"-Team einen nachweislich von langer Hand geplanten denunziatorischen Artikel. Die Vorgehensweise und damit verbundene Dynamiken werden medial wie gesellschaftspolitisch kontrovers diskutiert. Die "Berliner Zeitung" hinterfragt nun die zum AfD-Komplott gehörige szenische Lesung in Berlin.
Weitere Ungereimtheiten im "Correctiv"-Skandal: Warum gab es eine szenische Theateraufführung?Quelle: www.globallookpress.com © Carsten Koall

Der Correctiv-Artikel: "Neue Rechte – Geheimplan gegen Deutschland" entwickelt sich kontinuierlich zu einem medial-politischen Skandal von noch nicht abschließend abschätzbarer Größenordnung. Die planstabsmäßige Abarbeitung sich offensichtlich darstellender längerfristig geplanter Ablaufszenarien führt zu immer kritischeren Fragen. Die Berliner Zeitung vermittelt nun in einem Artikel jüngste Erkenntnisse und Details zu der Correctiv-Theateraufführung in Berlin am 17. Januar, rund eine Woche nach der Veröffentlichung des Skandalartikels. Die Redaktion fragt daher in der Einleitung zu den Recherchen:

"Die Methode Böhmermann: Wieso führte Correctiv die Recherche als szenische Lesung auf? Theateraufführungen sind von der Kunstfreiheit gedeckt. Hat Correctiv den 'Geheimplan gegen Deutschland' deshalb auf die Bühne gebracht?"

Nachweislich gilt der Correctiv-Autor "Jean Peters" – noch nicht abschließend geklärt ein mögliches Pseudonym – als kreativer und vermeintlich investigativer Kopf des Ereignisses. Seine biografische Selbstdarstellung: "Ich entwickele Aktionen und erfinde Geschichten", hat der umtriebige Künstler und Teilzeitjournalist inzwischen von seiner Webseite gelöscht, um jetzt darauf zu verweisen:

"Ich arbeite mittlerweile als investigativer Journalist bei Correctiv, dem größten gemeinwohlorientierten Medienhaus in Deutschland."

Zu dem kritisch hinterfragten Folgeereignis in dem Berliner Traditionstheater Berliner Ensemble, der szenischen Lesung vor einem unmittelbar ausverkauften Haus, stellte der Artikel der Berliner Zeitung fest, dass die verleumdeten Teilnehmer des Treffens in Potsdam Ende November 2023 nun "zu Bühnenfiguren verfremdet" wurden. Die Schauspieler lasen demnach auffällig "ihren Text vom Blatt ab, auf Zuschauer wirkt die Inszenierung wie kurzfristig auf die Beine gestellt." War dem so?

Dafür wirken die Ablaufdynamiken zu auffällig koordiniert. Bereits wenige Stunden nach der skandalträchtigen Veröffentlichung des Correctiv-Artikels, nachweislich um 06:05 Uhr früh, konnte das Social-Media-Team des Berliner Ensembles, wie auf Bestellung terminiert, mitteilen:

Ungewohnt unseriös für ein Theaterhaus, wird dabei duzend aufgefordert, dass sich die anvisierte Interessensgruppe "jetzt schnell eure Tickets sichern" soll. Dabei war noch nicht bekannt, dass die Aufführung eine Koproduktion des Berliner Ensembles und des Volkstheaters Wien darstellen würde, also eine größere Planungsphase bereits durchlaufen hatte. Dazu heißt es im Artikel der Berliner Zeitung:

"Jetzt kommt heraus: Der künstlerische Direktor des Wiener Volkstheaters, Kay Voges, wusste seit Ende Dezember von der Correctiv-Recherche. Das teilte eine Sprecherin des Volkstheaters der Berliner Zeitung auf Anfrage mit. Er habe 'bereits während seiner Zeit in Dortmund und auch am Volkstheater' mit Correctiv zusammengearbeitet, so die Sprecherin weiter."

Der "Investigativartikel" war von Tag eins der Veröffentlichung an nachweislich ein bewusst forciertes Politikum. Ausschlaggebend für eine breite medial-politische Wahrnehmung gegen die Partei AfD und einzelne Anwesende der Potsdamer Veranstaltung. Es folgten beruflich negative Konsequenzen, Kündigungen bis hin zu nicht umsetzbaren "Einreiseverbotsandrohungen" gegen den Österreicher Martin Sellner. Dazu landesweite Demonstrationen und Proteste, ausgehend von vermeintlichen, unterstellten Gesprächsinhalten des privaten Treffens.

Jean Peters, als federführender Kopf der "investigativen" Kampagne, nutzte also seine Theaterkontakte zur erweiterten Umsetzung einer szenischen Lesung. Dazu heißt es darlegend bei der Berliner Zeitung:

"Auffällig: Laut Sprecherin hatten die Schauspieler nur einen Tag, um das Skript einzustudieren. 'Die Proben begannen am 16. Januar', heißt es auf Anfrage. Für den zeitlichen Abstand zwischen der Veröffentlichung der Correctiv-Recherche und der szenischen Lesung führt die Sprecherin 'logistische Gründe' an."

Zur Erinnerung: Die Aufrufe zu landesweiten Protesten erfolgten unmittelbar, zudem erfolgte mehr als auffällig am 15. Januar die künstliche Aufwertung eines seit Jahren gängigen, aber vollkommen unbekannten, Behördenbegriffs – Remigration – zum "Unwort des Jahres".

Die Berliner Zeitung fasst des Weiteren zusammen, dass eine Person im "Kontext der szenischen Lesung besonders pikant ist: Jean Peters." Er wird dabei "sowohl in der Autorenliste der Correctiv-Recherche als auch des Skripts für die szenische Lesung am Berliner Ensemble aufgeführt." Weiter heißt es:

"Zuletzt hatte ihn das ARD-Magazin 'Kontraste' interviewt. 'Wir hatten einen Reporter vor Ort. Der hat dort übernachtet und der hat beobachten können, wer reinkam, wer rausging', so Peters in der 'Kontraste'-Sendung. Weiter heißt es über die Teilnehmer des Potsdamer Treffens: 'Die waren verunsichert und haben gefragt: Was macht denn da der Fremde im Raum?' Was auffällt, ist der Detailreichtum seiner Schilderungen."

Wer der ominöse Correctiv-Mitarbeiter vor Ort war, eventuell sogar Peters persönlich, ist dabei weiterhin unbekannt. Der Redaktion der Berliner Zeitung fiel bei ihren Recherchen auf, dass Peters auf seiner persönlichen Webseite auf alte "Kunstaktionen" seiner Person und des mitgegründeten "Peng!-Kollektivs" verweist, jedoch den Lesern die Aktion "Tortaler Krieg", "so nannte das Peng-Kollektiv den Tortenanschlag auf die AfD-Politikerin Beatrix von Storch, den Jean Peters 2016 im Clownskostüm ausgeführt hatte", dabei vorenthält.

Die Berliner Zeitung wollte final vom Wiener Volkstheater in Erfahrung bringen, inwiefern "Jean Peters dem Regisseur Kay Voges bei der Abfassung des Theaterskripts geholfen" hätte. Laut Beantwortung habe sich um ein "'gleichberechtigtes Autorenkollektiv' gehandelt, antwortet die Sprecherin vage, 'das den Text gemeinsam verfasst hat und verantwortet.'" Die dann genutzte Textfassung am 17. Januar in Berlin am Berliner Ensemble, sei "während des Probenprozesses mit den Schauspielern" entstanden. Zu Jean Peters' konkreter Rolle "wurden keine Angaben" gemacht.

Correctiv rechtfertigt demnach die szenische Lesung, als erweiterten Bestandteil der Kampagne, mit der Erklärung, dass mit "dieser Erzählweise" erhofft wurde, "eine stärkere Wirkung auf die Leser" zu erwirken, so zumindest "die stellvertretende Correctiv-Chefredakteurin Anette Dowideit in einem Podcast von Übermedien", einem Medienblog.

Das Wiener Volkstheater teilte auf Zeitungsanfrage mit, dass "die Debatte über die Rechercheergebnisse von Correctiv 'nicht auf Presse, Politik oder soziale Medien zu begrenzen und möglichst breit gesellschaftlich zu vermitteln'" sein sollte.

Auf existierende Vorwürfe, wonach "Correctiv vor allem aus juristischen Gründen auf das Medium Theater zurückgegriffen habe – für die Äußerungen fiktiver Figuren gilt Kunstfreiheit – wird im FAQ-Katalog von Correctiv schlichtweg nicht eingegangen", so die Berliner Zeitung vorerst resümierend. Inzwischen hätten nach Informationen der Rechtszeitschrift juve zwei Teilnehmer des Potsdamer Treffens das "Rechercheteam Correctiv" juristisch abmahnen lassen.

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