Nahost

Wall Street Journal: Bidens Besuch in Saudi-Arabien "schlimmer als eine Schande"

Eine Autorin von Wall Street Journal nennt den Besuch des US-Präsidenten Joe Biden in Saudi-Arabien "schlimmer als eine Schande". Der Besuch sei kontraproduktiv gewesen und die Reaktionen der Golfstaaten zeugen von ihrem zunehmenden Misstrauen gegenüber den USA.
Wall Street Journal: Bidens Besuch in Saudi-Arabien "schlimmer als eine Schande"Quelle: AFP © Bandar AL-JALOUD / Saudi Royal Palace

In einem vom Wall Street Journal am Montag veröffentlichten Kommentar hat die Autorin Karen Elliott House den Staatsbesuch des US-Präsidenten Joe Biden in Saudi-Arabien scharf als kontraproduktiv kritisiert und in der Überschrift ihres Kommentars als "schlimmer als eine Schande" bezeichnet. House ging sogar so weit, einen Vergleich mit dem Münchner Abkommen von 1938 zu ziehen:

"Treffen zwischen Oberhäuptern wichtiger Nationen lohnen sich üblicherweise auch dann, wenn sie keine unmittelbaren Ergebnisse aufweisen. Doch es gibt Ausnahmen. Eine war Neville Chamberlains Treffen mit Hitler in München im Jahr 1938. Die andere: Präsident Bidens Zusammenkunft mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in der letzten Woche."

House wies darauf hin, dass Biden den saudischen Kronprinzen des Mordes am Journalisten Jamal Khashoggi beschuldigt und dem damaligen Außenminister und heutigen Außenpolitiker Adel al-Dschubeir indirekt Lügen unterstellt hatte. Dies habe Bidens ursprüngliches Ziel einer Wiederherstellung der Zusammenarbeit zwischen den USA und Saudi-Arabien ruiniert und sei "mehr als eine verpasste Möglichkeit" gewesen:

"Er [der Staatsbesuch] hat die US-Interessen im Mittleren Osten beschädigt, indem er der Welt vor Augen führte, dass weder Saudi-Arabien noch andere Golfstaaten den USA genug trauen, um Zugeständnisse zur Erneuerung zerrissener Beziehungen zu machen."

Bidens Ankündigung, dass sich die USA nicht aus dem Mittleren Osten zurückziehen werden, um kein "Vakuum" für China, Russland oder Iran zu hinterlassen, sei vor dem Hintergrund des jüngsten Rückzugs aus Afghanistan kaum überzeugend gewesen, so House weiter. Dies sei an der Reaktion der arabischen Teilnehmer sichtbar geworden, als etwa die Vereinigten Arabischen Emirate die Absicht verkündeten, ihren Botschafter nach Teheran zurückzuschicken. Der saudische Außenminister Faisal bin Farhan Al-Saud dementierte Bidens Behauptungen von einer Verbesserung der saudisch-israelischen Beziehungen und betonte wiederholt, dass eine Steigerung der saudischen Ölproduktion nur im Einvernehmen mit den Mitgliedsstaaten von OPEC+, zu denen auch Russland zählt, möglich sei. House folgerte:

"Dies ist eine nicht besonders subtile Art zu sagen, dass Saudi-Arabien die sich verbessernden Beziehungen zu Wladimir Putin aufrechterhalten wird, unabhängig davon, was die Vereinigten Staaten denken."

In einer für die US-Politik nicht untypischen Manier zog die Autorin des Wall Street Journal den Schluss, dass Biden einer "Chimäre von Verhandlungen" nachjage und durch militärische Drohungen mehr erreicht hätte. Indessen wurden die Worte des US-Präsidenten auch unter entgegengesetzten Gesichtspunkten kritisiert. So verwies die türkische Zeitung Cumhuriyet in einer Publikation vom 19. Juli auf den "Imperialismus" hinter Bidens erwähnter Ankündigung, dass die USA ihre Aktivitäten im Mittleren Osten Russland und China zum Trotz aufrechterhalten werden. Gemeinsam ist den Analysen von Wall Street Journal und Cumhuriyet aber, dass die USA ihren Einfluss im Mittleren Osten einbüßen.

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