Lateinamerika

Mehr als 60 Tote bei Protesten in Peru: Inka-Stadt Machu Picchu für Touristen geschlossen

Die politische Krise in Peru gerät immer mehr außer Kontrolle. Nach der Verhaftung von Ex-Präsident Pedro Castillo kommt es im Andenland fast jeden Tag zu blutigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizeikräften. Medien berichten inzwischen von mehr als 60 Toten.
Mehr als 60 Tote bei Protesten in Peru: Inka-Stadt Machu Picchu für Touristen geschlossenQuelle: AFP © ERNESTO BENAVIDES

Die massenhaften Proteste gegen die Übergangsregierung in Lima reißen nicht ab. Auch an diesem Samstag waren die Straßen der peruanischen Hauptstadt voll mit Demonstranten, die den Rücktritt der Interimspräsidentin Dina Boluarte, die Auflösung des Kongresses und die Freilassung des inhaftierten Ex-Präsidenten Pedro Castillo forderten. Protestiert wurde auch gegen die Polizeigewalt.

Am Samstag drang die Polizei in eine Universität in Lima ein. Dabei wurden mehr als 200 Personen festgenommen. Sie wurden beschuldigt, sich illegal auf dem Campus der Universidad Nacional Mayor de San Marcos aufzuhalten. Der Campus einer der wichtigsten und ältesten Universitäten der Amerikas war seit dem 18. Januar besetzt, nachdem Studierende beschlossen hatten, dort mehrere Demonstranten aus anderen Regionen des Landes zu beherbergen.

Am Freitagabend beschwerte sich die Universitätsleitung bei der Polizei darüber, dass einige maskierte Protestierende Sicherheitsmitarbeiter der Bildungsanstalt überfallen hätten. Die Angreifer hätten Sicherheitsausrüstung und Schutzwesten geraubt.

Inzwischen stieg die Zahl der Todesopfer bei den landesweiten Protesten laut Medienberichten auf 62. Demnach kamen am Samstag in der Provinz Virú zwei Menschen ums Leben. Bei ihnen handelte es sich um Männer im Alter von 23 und 54 Jahren.

Nach einem Treffen mit Regierungsvertretern am Freitag bedauerte der Sondergesandte des Menschenrechtskommissariats der Vereinten Nationen, Christian Salazar Volkmann, die Toten und Verletzten. Er habe die Regierung in Lima um Informationen gebeten, wie sie diese Fälle untersuchen und in Zukunft verhindern wolle. In der offiziellen Erklärung nach seinem Besuch hieß es, dass die UN-Behörde seit dem Beginn der Proteste am 7. Dezember 44 getötete Zivilisten, darunter sieben Minderjährige, gezählt habe. Neun weitere Menschen seien im Zusammenhang mit Straßenblockaden ums Leben gekommen. Mindestens 598 Zivilisten hätten Verletzungen erlitten. Bei den Krawallen sei zudem ein Polizist getötet worden. Weitere 580 Polizeikräfte hätten Verletzungen erlitten. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte in Peru rief die Polizei nach der Räumung der Universität in Lima zu Verhältnismäßigkeit auf.

Infolge der erbitterten Proteste schloss das Kulturministerium den Zugang zur berühmten Inka-Ruinenstadt Machu Picchu. Die unbefristete Maßnahme wurde mit der Sorge um die Sicherheit der Touristen und der Bevölkerung begründet. Mehr als 400 gestrandete Reisende mussten nach Cusco gebracht werden. Die Betroffenen könnten ihre Tickets stornieren oder später nutzen, hieß es.

Zuvor hatten die Behörden in Cusco erklärt, dass der Betrieb der Eisenbahnstrecke nach Machu Picchu eingestellt worden sei. Als Grund wurden Schäden genannt, die Protestierende angerichtet haben sollen. Am selben Tag rief die sogenannte Schutzfront der Interessen von Machu Picchu (FREDIM) einen unbefristeten Streik aus. Mit der Schließung sämtlicher Geschäfte vor Ort sollte Interimspräsidentin Boluarte zum Rücktritt gedrängt werden.

Die massenhaften Proteste brachen am 7. Dezember aus, nachdem der Kongress in Lima den Staatschef Castillo seines Amtes enthoben hatte. Der linke Politiker wollte den Kongress auflösen, um einem Misstrauensvotum zuvorzukommen. Sowohl sein Kabinett als auch die Opposition warfen ihm einen Staatsstreich vor, weshalb der frühere Dorfschullehrer am selben Tag festgenommen wurde. Vor allem Indigene aus dem armen Süden des Landes werteten die Absetzung als einen Schlag gegen eigene Interessen.

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