"Erstaunliche Stabilität": IWF erhöht Prognose für Russland – und bestätigt ein Wirtschaftswunder
Die internationalen Finanzinstitutionen, die noch vor einem Jahr mit dem Zusammenbruch der russischen Wirtschaft rechneten, haben ihre Prognosen erneut angepasst. Nun glauben ihre Experten, dass sich Russland noch besser entwickeln wird als erwartet. So rechnet die Weltbank mit einem Wachstum von 2,2 Prozent bis zum Jahresende, während der Internationale Währungsfonds 3,2 Prozent erwartet.
Im April verbesserte die Weltbank ihre Prognose für das russische BIP-Wachstum im Jahr 2024 auf 2,2 Prozent, heißt es in der aktualisierten Wirtschaftsprognose für die Entwicklungsländer in Europa und Zentralasien. Noch im Januar rechnete die Institution mit nur 1,3 Prozent Wachstum bis Ende des Jahres. Die Prognosen des IWF sind sogar noch optimistischer. Der Fonds hat seine Wachstumsprognose für die russische Wirtschaft im Jahr 2024 von 2,6 Prozent auf 3,2 Prozent angehoben. Internationale Organisationen bestätigen, dass die russische Wirtschaft entgegen den Erwartungen eine "erstaunliche Stabilität" an den Tag legt.
Zugleich werden ausländische Experten ‒ wie etwa die IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa ‒ nicht müde zu betonen, dass die russische Wirtschaft in der Tat viele Probleme hat und ihr Wachstum nur darauf zurückzuführen ist, dass sie quasi "in den Kriegsmodus" geschaltet wurde. Aber auch sie können das unerklärliche Wachstum der russischen Wirtschaft nicht wirklich begründen. So schreiben zum Beispiel die Autoren des amerikanischen Fernsehsenders CNBC enttäuscht:
"Georgiewa sagte, dass ihrer Meinung nach die russische Wirtschaft auch mit Problemen wie der Abwanderung von Fachkräften und dem eingeschränkten Zugang zu Technologien wegen der Sanktionen zu kämpfen hat. Am 8. April räumte sogar die Chefin der russischen Zentralbank, Elwira Nabiullina, ein, dass der Arbeitskräftemangel die Produktion im Lande behindert. Allerdings wächst die Wirtschaft trotzdem noch beeindruckend schnell."
Die positiven Trends in der russischen Wirtschaft sind zum einen eine Folge der großen Ausgaben des Staates und zum anderen ein Resultat des Investitionswachstums im Rahmen der aktiven Entwicklung des Importsubstitutionsprogramms, so die russischen Experten. Trotz aller westlichen Beschränkungen hat die russische Wirtschaft den Zugang zu den großen Weltmärkten sowohl als Käufer als auch als Verkäufer behalten. Die Instrumente für Paralleleinfuhren wurden verfeinert, und es wurden neue Handelskorridore mit befreundeten Ländern eröffnet. In einem Artikel auf dem Portal Prime wird versucht, das russische Wirtschaftswunder zu erklären:
"Die Industrieproduktion in Russland ist im vergangenen Jahr aktiv gewachsen. Ende des Jahres 2023 stieg die Aktivität im Fertigungssektor auf ein Rekordniveau des Jahres 2017. Und die Wachstumsrate der Beschäftigung im realen Sektor war die höchste seit fast einem Vierteljahrhundert. Wie aus den Daten der Statistikbehörde Rosstat hervorgeht, verzeichneten die Branchen, die mit der Herstellung von Computern zu tun haben, im Jahr 2023 das größte Produktionswachstum ‒ 32,8 Prozent, Metallfertigprodukte (außer Maschinen und Anlagen) ‒ 27,8 Prozent. Die Produktion von Fahrzeugen, einschließlich Flugzeugausrüstungen, wuchs um mehr als ein Viertel. 'Die Geschäftstätigkeit in der Industrie wird durch eine hohe Auslastung der Produktionskapazitäten gestützt, dazu kommt eine stabile positive Dynamik bei der Steigerung des Einzelhandelsumsatzes', betont Natalia Pyrjewa, Analystin bei 'Zifra Broker'."
Ein weiterer Faktor, der das Wirtschaftswachstum und die wirtschaftliche Stabilität beeinflusst, ist die Auslastung der Produktionsanlagen. Im Jahr 2023 erreicht sie in Russland einen historischen Höchststand von 81 Prozent. Diese Zahlen stammen aus der von der russischen Zentralbank durchgeführten Unternehmensüberwachung. Außerdem ist Russland ‒ dank der Sanktionen ‒ von westlichen Krediten unabhängig geworden. Sie wurden durch inländische Finanzierungen ersetzt, was durch die Stabilität des Bankensystems möglich geworden ist.
In einem Gespräch mit dem Portal Prime bemerkt der Wirtschaftswissenschaftler Konstantin Zerasow, dass die russische Wirtschaft dank zweier Schlüsselfaktoren stetig wächst: aufgrund eines starken Anstiegs der Staatsausgaben und einer erfolgreichen Verlagerung des Außenhandels nach Asien. Allerdings scheint diese Verlagerung nicht so sehr das Verdienst des Staates als vielmehr des privaten Wirtschaftssektors zu sein. "Es ist der Marktcharakter der russischen Wirtschaft, der wie ein Rettungsanker wirkt und verhindert, dass sie bei wirtschaftlichen Schocks untergeht", betont der Experte.
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